Uwe Herzog
Lebenslauf
Geboren 1969 in Tübingen und aufgewachsen im Schwarzwald. Nach dem Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und der Neueren deutschen Literaturgeschichte als Altenpflegehelfer tätig und als Lehrkraft für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Es folgen der Abschluss des Lehramtes an Grund- und Hauptschulen sowie die Beschäftigung an einer Grundschule. Nach einer weiteren Tätigkeit im Bereich der Erwachsenbildung seit 2010 Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Wien.
Schreibt Erzählungen, Lyrik, Sagen …
Honorar
nach Absprache
Interview
Was bedeutet für Sie LESEN?
Lesen bedeutet für mich vieles. Schon als Kind war ich eine Leseratte und liebte
es, in die Welten und Abenteuer der Bücher zu versinken. Das Lesen war meine
liebste Freizeitbeschäftigung und das ist es noch heute. Lesen heißt in die
Geschichten von anderen einzutauchen, sich auf andere Lebensweisen und Anschauungen
einzulassen, seinen Horizont
zu erweitern, Neues zu erfahren und zu lernen. Es heißt, mit den Figuren einer
Geschichte mitzuleben. Ich begleite die Figuren in ihrem Leben und sie begleiten
mich in meinem,
sei es für wenige Stunden oder Tage, sei es über Wochen.
Was bedeutet für Sie SCHREIBEN?
Schreiben ist für mich die logische Fortsetzung der Liebe zum Lesen. Während das
Lesen
etwas Passives ist, gestaltet man beim Schreiben aber aktiv. Beim Lesen lässt man
sich auf Geschichten ein, die andere geschrieben haben. Manchmal findet man eine
Geschichte
traurig, manchmal wünscht man sich ein anderes Ende oder wünscht sich, eine Figur
würde anders handeln, etwas anderes tun oder wäre einfach anders. Doch ändern kann
man es nicht. Die Autorin/der Autor hat schon alles bestimmt. Es ist ja ihre/seine
Geschichte. Es ist also,
wie es ist - Schluss, Punkt, aus. Beim Schreiben ist man ganz und gar der Herr der
Geschichte. Ob traurig, ob fröhlich - ganz wie man es wünscht.
Warum schreiben Sie gerade für Kinder und Jugendliche?
Wem habe ich es zu verdanken, dass ich das Lesen für mich entdeckte? Jim Knopf und
Lukas, Pippi, Michel, dem Sams, dem Urmel, dem Urgroßvater - und wie sie alle
heißen, diese
unzähligen wunderbaren Figuren. Ihnen, also den Kinder- und Jugendbüchern, verdanke
ich meine Liebe zum Lesen. Und noch immer, auch als Erwachsenen, verzaubern mich
Bücher,
die für Kinder und Jugendliche geschrieben sind.
Außerdem ist in Geschichten für Kinder alles erlaubt. Man kann seiner Fantasie
freien Lauf
lassen, ohne dass eine Geschichte sofort als unrealistisch, überladen, abgedreht,
kitschig usw. beurteilt wird oder in eine Schublade gesteckt wird, wie es bei
Literatur für Erwachsene
der Fall wäre. Und warum auch immer - meine ersten Ideen für das Schreiben
einer Geschichte waren einfach Ideen für Kindergeschichten.
Wie wichtig ist Ihnen beim Schreiben der Adressat?
Anfangs habe ich nur für mich geschrieben. Es gab also keinen Adressaten. Jetzt, wo
ich Geschichten veröffentlichen möchte, denke ich natürlich viel an die
Adressaten,
an die Kinder und Jugendlichen. Man fragt sich bei jeder Idee, jedem Teil einer
Geschichte,
jeder Textpassage, ob das für Kinder oder Jugendliche interessant ist, ob es
zu
ihrer Lebenswelt passt, ob die Sprache sie anspricht oder ob es zu erwachsen
gedacht und geschrieben ist.
Gibt es Themen, die Sie nicht loslassen, die Sie schon öfters in Ihren Texten angegangen sind?
Nein, solche Themen gibt es nicht. Zumindest habe ich es bisher noch nicht bemerkt.
Meinen Sie, dass Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen und ändern können?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ja, ich bin mir sicher, dass Geschichten die
Wirklichkeit beeinflussen. Jeder Mensch, jede/jeder von uns wird durch vielerlei
Dinge geprägt: Familie, Freunde, Kultur usw. Zu diesen Dingen zählt, wenn man
liest, natürlich auch die Literatur.
Sie beeinflusst uns. Ich habe vorhin schon gesagt, Lesen - also Geschichten -
eröffnet neue Sichtweisen, neue Perspektiven, erweitert unseren Horizont.
Doch die Welt ändern können Geschichten wohl nicht. Könnten sie das, dann - denkt
man
an all die großartigen Kinder- und Jugendbücher - gäbe es auf dieser Welt keine
Gewalt mehr, keinen Krieg, keine Umweltzerstörung. Die Welt wäre friedlicher und
schöner,
wenn Geschichten die Wirklichkeit ändern könnten.
Aber nochmals: Sie können uns beeinflussen und somit wie vieles andere, einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Welt zu verändern und zu verbessern.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an einem neuen Buch arbeiten?
Es ist ein schönes Gefühl: eine neue Idee, die ausgearbeitet, erweitert, umgesetzt
wird.
Das Schreiben ist ein kreativer Prozess und macht Spaß. Gleichzeitig ist es auch
harte Arbeit
und braucht viel Zeit. Und deswegen ist da bei mir auch immer dieses Gefühl, zu
wenig Zeit
für die neue Idee, zu wenig Zeit zum Schreiben zu haben.
Welchen Stellenwert hat Humor für Sie?
Humor ist etwas sehr Wichtiges im Leben und auch in der Literatur. Ich finde es vor
allem wichtig, dass man über sich selbst lachen kann. Viele meiner Figuren sind so
gezeichnet,
dass sie diese Eigenschaft besitzen.
Es ist auch gut, humorvoll zu schreiben. Nicht jede Geschichte muss sich mit einem
Problem befassen oder dramatisch sein. Viele Kinderbücher stecken voller lustiger
Ideen und noch '
Jahre später erinnert man sich daran, wie man über dies oder jenes gelacht
hat.
Allerdings ist lustig zu schreiben eine Kunst, gewollter Humor tückisch, denn allzu
schnell kann eine Geschichte albern oder einfach platt erscheinen und niemand wird
darüber lachen
oder auch nur schmunzeln.
Wären Sie nicht Autorin, welcher Beruf wäre für Sie vorstellbar?
Das Schreiben ist nicht mein Brotberuf, wie man so sagt. Ich bin Lehrer für Deutsch
als Fremdsprache - und das ist wirklich "mein" Beruf. Ich mache diese Arbeit sehr,
sehr gern
und wollte keine andere. Manchmal wäre es nur schön, ich könnte meine Zeit freier
einteilen, selbst bestimmen, ob ich gerade mehr schreibe oder mehr unterrichte.
Leseprobe 1
Die Nachbarin
Walpurga heißt die alte Frau,
die Augen funkelnd, Haare grau.
Wenn du sie triffst, sie freundlich lacht,
wohnt neben uns, Haus Nummer acht.
Hör mir gut zu, es ist geheim!
Sie zaubert viel bei sich daheim:
Das Putzen, das geht leicht und schnell,
sie schnippt, gleich glänzt es blank und hell.
Beim Kochen macht sie sich's bequem,
sie zählt auf Hexisch rasch bis zehn,
schon duften Nudeln, Soße, Fisch
und Pudding fein vom Küchentisch.
Braucht jemand Geld, geht er zur Bank.
Walpurga nicht: Sie hat im Schrank
stets haufenweise Altpapier,
das wird zu Gold: "Ritschratsch und vier!"
Sie braucht ein Kissen, braucht ein Buch,
vielleicht Geschirr für den Besuch:
"Kadabra, zack!", ein Wink, ein Wort,
schon liegt und steht das alles dort.
Tabletten, Pillen - die Arznei,
die ist ihr völlig einerlei.
Denn plagt sie Rücken oder Bein,
reibt sie sich da mit Spucke ein.
Zu Kindern ist sie immer gut.
Drum traue dich, sei frohgemut
und bitte frei, was du willst haben!
Sie hilft dir gern mit ihren Gaben.
(aus: Luci, der Elf und das Einkaufszentrum - nicht veröffentlicht)
Leseprobe 2
Das Wassermännlein im Wienfluss
(neu interpretiert und neu erzählt)
Es war ein malerischer Ort, wo der Großvater mit seinen beiden Enkeln und dem struppigen Hund stehen geblieben war. Das Ufer war breit und flach und jetzt im Sommer eine üppige, bunte Blumenwiese. Die alte Weide, direkt am Wasser, war von einer knorrig urwüchsigen Schönheit. Der Fluss floss ruhig und sanft an dieser Stelle, wo sich wegen einer Vertiefung ein natürliches Bassin gebildet hatte. Am seichten Wasserrand standen Schilf und Riedgras.
"Kommst du oft hierher, Opa?", fragte das Mädchen, das seine braunen Haare zu zwei Zöpfen geflochten hatte und ein helles Kleid aus grobem Leinen trug. Sie mochte etwa neun Jahre alt sein. Ihr Bruder, ein Bub mit lockigem Haar derselben Farbe, war fast einen Kopf kleiner und gut zwei Jahre jünger.
"Ja, oft bringe ich die Ziegen her. Das saftige Gras schmeckt ihnen. Früher kam ich auch gern zum Angeln hierher. Die größten Forellen hab' ich an Land gezogen und einmal sogar einen Hecht."
"Wie groß war der?", wollte der Bub wissen.
Der alte Mann breitete seine Arme aus. "So etwa."
"Sooo groß!" Die Kinder machten riesige Augen.
Dass sie beobachtet wurden, merkten die drei nicht. Sie hätten es auch schwerlich bemerken können, denn von ihrem Beobachter war nichts zu sehen. Bis über die Nasenspitze im Wasser spähte er zwischen den Halmen hervor. Sein grünes Haar war vom Schilf und den Gräsern nicht zu unterscheiden.
(nicht veröffentlicht)
Werkliste
- Luci, der Elf und das Einkaufszentrum
- Der grünpinkgestreifte Wasserturm