Susa Hämmerle

Mauritiusgasse 16/16
3434 Katzelsdorf bei Tulbing
t: +43(0)2273 / 70104
m: +43(0)680 306 88 79
kinderbuch@susa-haemmerle.at
 

Lebenslauf

Susa Hämmerle wurde in der Schweiz geboren und ist mit fünf Geschwistern im romantischen Vorarlberger Rheindelta aufgewachsen.

Schon als Kind erfand sie gerne Geschichten und auch Lieder zur Gitarre. Nach einer Ausbildung zur Volksschullehrerin übersiedelte Susa 1981 nach Wien. Dort jobbte sie unter anderem als Fremdenführerin, Schauspielerin, Lektorin, Redakteurin und verfasste Artikel für Magazine sowie Songtexte für eine Band.

Ihrer eigentlichen Berufung, dem Schreiben für Kinder, folgte sie ab 1990. Seither ist Susa mit Leib und Seele Kinderbuchautorin und Leseperformerin. Ihr Werk umfasst heute ca. 90 Kinderbücher und (Sach-)Bilderbücher, die in 15 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet wurden.

Seit 1987 lebt und arbeitet Susa Hämmerle in Niederösterreich. Sie hat drei Kinder, die Spannendes studieren. Ihre Lieblingsbeschäftigungen (wenn sie gerade nicht schreibt) sind Lesen, Fahrrad fahren und Kochen mit Freunden.

Honorare

öffentliche Lesungen: 250,- € (Einzellesung)

Schullesungen: 180,- € pro Einheit (bei mind. 3 Lesungen pro Tag)

Schreib- und Sprachbastel-Workshops: nach Absprache

Fahrt- und Übernachtungskosten nach Absprache

Interview

Was bedeutet für Sie LESEN?

Eine Höhle. Alles, was draußen ist, vergessen. Und dann in einen Geheimgang finden, in eine Welt, wo ich noch nie gewesen bin. Und ohne Lesen auch nie hineingekommen wäre.

Was bedeutet für Sie SCHREIBEN?

Alltag und Besonders-Tag, Freude und Frust, Seins-Momente und viele leere Kilometer, Existenz-Notwendigkeit und größtmögliche Freiheit ...

Warum schreiben Sie gerade für Kinder und Jugendliche?

Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Damit angefangen habe ich ja schon, bevor ich selber Kinder hatte. Ich war mit einem Bildenden Künstler zusammen und kritzelte beim Telefonieren ständig auf seinen Zeichenblock. So entstanden skurrile Figuren, mit denen sich fast automatisch eine Geschichte verband. Dass dies Geschichten für Kinder waren - darüber dachte ich keine Sekunde nach. Geändert hat sich das erst, als ich Mutter von drei Kindern wurde. Sie wollten dauernd etwas hören, also erfand und erzählte ich. Und irgendwann bin ich einfach dabei geblieben, für Kinder und Jugendliche zu erzählen und zu schreiben.

Wie wichtig ist Ihnen beim Schreiben der/die Adressat*in (der/die unbekannte Leser*in)?

Sehr wichtig! Ich bin in ständiger Zwiesprache mit meinen Leser*innen. Das funktioniert deshalb so gut, weil meine eigene Kindheit in mir noch präsent ist - mit all den schönen, aber auch traurigen Gefühlen.

Gibt es Themen, die Sie nicht loslassen, die Sie schon öfters in Ihren Texten angegangen sind?

Ja. Ich "rutsche" immer wieder in den Raum der Fantasie hinein, in dem man sich bewegen kann, wohin auch immer man will. Und sich durch diese Bewegung zu stärken vermag, für das, was außerhalb (im Alltags-Zimmer) liegt. Nur ein Beispiel dazu: Ein Abenteuer, das man in der Fantasie besteht, hat keine Konsequenzen, wie etwa Verletzung oder gar Tod ...
Als zweites, immer wiederkehrendes Thema beschäftigen mich die Angst und der Mut.
Die Angst davor, anders zu sein, und der Mut, dazu zu stehen. Die Angst, zu verlieren, und der Mut, loszulassen. Die Angst vor der Wut und der Mut, zu sagen: "Wut tut gut!"
(Natürlich nur, wenn man keinen damit verletzt!)   

Meinen Sie, dass die Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen und ändern können?

Vielleicht sind Geschichten ein Weg der kleinen Schritte. Man liest in einem Buch von einer Sache, die einen selbst betrifft. Und eventuell hat der Autor/die Autorin eine Lösungsmöglichkeit dazu ...
Manche Leser*innen nun verwerfen diese Möglichkeit, andere probieren sie aus. Und damit kann sich für sie etwas verändern (und langfristig auch für jene,
die mit dem so "veränderten" Menschen zu tun haben).

Wie fühlen Sie sich, während Sie an einem neuen Buch arbeiten?

Rastlos. Chronisch nackenverspannt. Aber genauso auch voll unbändiger Vorfreude auf das, was letztendlich dabei herauskommen wird.

Welchen Stellenwert hat Humor für Sie?

Das kann ich in einem Satz beantworten: Nur wer über sich selbst lachen kann, lacht andere nicht aus.

Wären Sie nicht Autorin, welcher Beruf wäre für Sie vorstellbar?

Diese Frage kitzelt spontan zwei "Flutschgedichte" aus mir (eins auf "Österreichisch" und eins auf Vorarlbergerisch):

Wenn ich nicht Autorin wär, wär ich gerne: Millionär!
Oder eine Kräuterhex', die schon kräutelt, früh um sechs.
Forscherin wär auch nicht schlecht, Anwältin für Menschenrecht,
Malerin, auch Clini-Clown ... doch vor allem tät' ich schaun:
dass ich würd', was ich schon bin: nämlich Schrift-steller-in!

Tät i nid schribä, wür mr nur blibä - i schwörs bi mim beasä: LEASÄ!

Leseprobe

Millionenfach gut!

Milli war die millionste Ameise im Bau. Und sie war millionenfach schüchtern! Jemanden anzureden, nein, das hätte sich Milli nie getraut. Und jemanden anzuschauen auch nicht. Stattdessen blickte Milli dauernd zu Boden. Beim Gehen. Beim Stehen. Beim Huschen. Beim Duschen. Und natürlich auch beim Arbeiten.

            Das ging der Ameisenkönigin gewaltig gegen den Strich. Sie wollte Arbeiter, die aufrecht marschierten. Die stolz und mutig waren. Und nicht solche schüchternen Memmen wie Milli, die Nummer Million!

            "Schau mich an, wenn du mir Läusemilch bringst! Schlurf nicht so zaghaft herum! Sag 'Guten Tag' und 'Verehrte Majestät!'" So schimpfte die Königin mit Milli sicher hundertmal am Tag.

            Es nützte aber rein gar nichts. Milli kroch nur umso tiefer in sich hinein, je mehr die Ameisenkönigin auf stramme Haltung bestand.

            Zum Glück für Milli aber gab es die Prinzessinnen - genauer gesagt, die Prinzessin Nummer zehn.

            Sie hieß Zenta. Sie war hübsch. Und für eine Prinzessin sehr nett. Eines Tages hatte Zenta Geburtstag. Sie bekam Rollschuhe geschenkt! Zuerst freute sich Zenta sehr darüber. Doch dann probierte sie die flitzigen Dinger aus. Und es war sonnenklar: Nie und nimmer würde Zenta damit fahren können...

            Milli hatte bei der ganzen Sache wie immer zu Boden geschaut. Deshalb waren ihr die Rollschuhe sofort in die Augenwinkel gesprungen. In ihren Beinen begann es zu kribbeln. Und in ihrem Herzen war plötzlich ein brennender Wunsch: Wenn sie doch die Rollschuhe ausprobieren dürfte, nur ein einziges Mal!

            Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Beim Aufwachen. Beim Arbeiten. Ja, sogar in der Nacht im Traum! Sie träumte von einer zweiten Milli. Einer, die stolz und aufrecht auf Rollschuhen fuhr. Und ihr dabei zurief: "Trau dich, Milli! Frag um das, was du dir wünschst!"

            Der Traum gab Milli Mut. Gleich nach dem Erwachen ging sie tatsächlich zu Zenta hin. Mit klopfendem Herzen hob sie den Kopf. Und dann hörte sie sich selber fragen: "Bitte, Zenta, darf ich deine Rollschuhe ausprobieren?"

            Zenta lächelte. "Aber sicher", sagte sie. "Ich schenk sie dir sogar. Denn mit den Dingern breche ich mir höchstens alle sechs Beine."

            Milli machte einen Freudensprung. Sofort schnallte sie die Rollschuhe an. Und es war einfach unglaublich: Milli flitzte auf ihnen dahin, als wäre sie mit Rollen geboren!

            Von diesem Tag an fühlte sich Milli millionenfach gut. Und ihre Schüchternheit war höchstens noch tausendfach! Dank der Prinzessin und ihren Rollschuhen, die Milli selbstverständlich dauernd anbehielt: Beim Huschen. Beim Duschen. Und beim Stramm-und-aufrecht-Stehen vor der Königin.

(aus: "Köpfchen muss man haben - Freche Tiergeschichten", Clubtaschenbuch,
         Obelisk Verlag 2018)

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